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7. Eigener Ton zum Bild

Viele Hobby-Videographen können ihre Dokumentationsvideos nicht vorplanen. Das bedeutet, dass nach einem erfolgreichen Zusammenschnitt der besten Szenen das Werk durch einen zusammenhängenden Tonteppich gekittet werden muss. Nur mit passendem Ton resp. dem Thema entsprechender Hintergrundmusik erscheint ein Video "wie aus einem Guss".

Um dies zu erreichen haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder schaffen wir selber eine Ton/Musikspur, die das fertige Bild unterstützt, oder wir suchen eine bestehende Musikkonserve und nehmen ein paar Anpassungsbildschnitte in Kauf. Die Variante, wie man bestehendes Material zu einem "Musikvideo" zusammen schneidet, erklärte ich ja schon hier.

Da wir auf der Musicfarm vorwiegend (männliche und weibliche) Musiker zu unseren Lesern zählen, möchte ich hier nun auf die komplexere Variante zu sprechen kommen:

Musikkreation zu einem fertig geschnittenen Video

Während meiner "Musikerkarriere" durfte ich enorm viele technische Entwicklungen miterleben. Meine ersten Erfahrungen mit "Musik zum Film" machte ich im Studio Sonor der Schwarz Film AG in Bern, wo ich mit ein paar anderen Musikern zu einem Reisefilm erstellte Kompositionen live einspielen durfte. Das bedeutete, dass auf der Leinwand der Film lief, während wir direkt dazu spielten. Da es damals noch keine Mehrkanaltechnik gab, musste ein Stück so oft wiederholt werden, bis es fehlerfrei und tempokorrekt im Kasten resp. auf dem Band war.

Heute ist dies wesentlich einfacher: Alle bekannten Musikprogramme (Logic, Cubase, Performer usw.) bieten die Möglichkeit eines "floating video windows": Wir können unsere Komposition also bildgenau zum fertigen Video einspielen, das in einem speziellen Fenster erscheint. Es lohnt sich in einigen Fällen, vom fertigen DV-Produkt ein komprimiertes Quicktime Movie mit geringerer Bildgrösse zu erstellen, damit je nach Computerprozessor, die Wiedergabe nicht ins Stocken gerät.

Idealerweise spielen wir die Instrumente zuerst via MIDI ein. Das benötigt wesentlich weniger Speicher und ist problemlos bei Fehlerkorrekturen und Tempoanpassungen. Natürlich sind Fehlerkorrekturen und Tempoanpassungen bei den meisten Programmen auch im Audiobereich möglich, jedoch je nach Software einfacher oder komplizierter.

Im Logic Audio bietet ein irgendwo auf dem Bildschirm plazierbares floating window
die ideale Voraussetzung zum synchronen Einspielen eigener Musik.

Vorgehen

Da ich den Video ja (in den meisten Fällen) selbst geschnitten habe, die Bildfolge nach all den Stunden zur Genüge kenne, spiele ich eine Hilfs-Klavierspur direkt ein. Diese Spur dient nur zur Orientierung und wird meistens am Schluss wieder gelöscht. Dabei sollte man darauf achten, keine Marathonstücke zu schaffen, sondern die Komposition in kürzere, thematisch gegliederte Stücke zu unterteilen. Wir benötigen ja ohnehin nicht eine durchgehende Musikspur, ausser bei einem Musikvideo (wie in einem früheren Artikel besprochen).

Nachdem ich die Hilfsspur eingespielt habe, kann ich das Videofenster zumindest vorläufig schliessen und mich voll auf die Musik konzentrieren. Dabei geschieht es oft, dass ich durch einen vorgegeben Rhythmus oder leichte Unebenheiten in der Komposition kleinere Tempoanpassungen vornehmen muss, was jedoch z.B. beim Logic mit der Tempomap einfach ist. Überhaupt machen es uns die Musiksoftwareprogrammierer einfach: Was früher eine Neuaufnahme bedingte, kann man heute mit ein paar Mausklicks anpassen und korrigieren.

Ich öffne das Videofenster erst wieder, wenn es darum geht, auf der Schlagzeug- oder der Effektspur noch ein paar bildsynchrone Akzente zu setzen. Bin ich mit dem Resultat zufrieden, kann ich nun an die Feinarbeit gehen. Dies allerdings erst, wenn keine Tempoveränderungen und/oder Schnitte mehr nötig sind.

Sofern der Originalton ebenfalls zum Gesamteindruck gehören soll, muss er nun auf zwei separaten Spuren (resp. einer Stereospur) synchron eingespielt werden. Die einfachere Lösung ist jedoch, die Musikspur ohne Originalton nun intern abzumischen (= bounce) und als AIFF- oder Wav-Format abzuspeichern. Idealerweise wählt man dazu das 48 kHz Format, da man sonst beim Importieren in den Videoeditor wiederum Probleme haben könnte. Will man seine Kompositionen jedoch auch für eine CD verwenden, sollte man in 44.1 kHz arbeiten und erst das Schlussresultat konvertieren.

Die Mischung der eben fertiggestellten Musiktracks und des Originaltons erledigt man mit Vorteil in der Videosoftware. Vor allem in Final Cut aber auch in iMovie (sorry, bei den PC-Weichwaren kenne ich mich nicht so gut aus) ist die Erstellung einer solchen Mischung einfach; und daneben besteht der grosse Vorteil, dass man jederzeit Korrekturen anbringen kann. Auch einzelne Soundeffekte importiere ich direkt in Final Cut. Dies lässt eine nachträgliche Anpassung sowohl in der Lautstärke als auch in der Bildzuordnung zu.

Christian Hunziker

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