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5. Audio in Video (2)

Nicht viel Theorie, diesmal, sondern eine klare Anleitung und Aufforderung für eine gute Übung. Um Ihre teuer erworbene Ausrüstung sowie all die Funktionen der Videobearbeitungs-software besser kennen zu lernen – vor allem bevor Sie den einmaligen Familienanlass videographisch in Angriff nehmen – ist es angebracht, eine anspruchsvolle, doch völlig individuell anpassbare Übung zu absolvieren. Der Auftrag soll erstens Spass machen, zweitens eine Herausforderung beduten und drittens soll das Resultat einem kritischen Bekannten- oder Freundeskreis gezeigt werden können.

Tatsache

Ein Musikstück, wenn einmal fertig abgemischt (also z.B. von einer CD), ist nur noch begrenzt manipulierbar. Dass man z.B. Kürzungen vornehmen kann, beweisen die vielen TV-Werbespots, die oft bekannte Songs verwenden, diese jedoch auf die 20 resp. 30 Sekunden reduzieren müssen (was man heute dank Computer und digitalem Audioformat relativ rasant mehr oder weniger erfolgreich erledigen kann).

Viel einfacher ist es, Bildfolgen (also Video) zu zerstückeln und zu einer bestehenden Musik neu zusammenzusetzen – eine Art Vorstufe zu Ihrem eigenen Musikvideo.

Materialsuche

Als erstes benötigen wir ein Thema. Es gibt da beide Möglichkeiten: Zuerst sich für ein musikalisches Lieblingsstück zu entscheiden und danach passendes Bildmaterial einzufangen, oder – was wahrscheinlich häufiger vorkommt, vorhandenes Videomaterial, das an und für sich zwar schön, aber in der vorhandenen Form eher langweilig ist, zu passender Musik neu zusammen zu schneiden.

Beispiel

Mit Bekannten besuchte ich das "Aquarium of the Pacific" in Long Beach. "Zur Sicherheit" nahm ich meine Videokamera mit – zum Glück, denn ich war völlig fasziniert von all den verschiedenen Quallenarten, die sich durch rhythmisches Pumpen fortbewegen. Doch entdeckte ich in den perfekt eingerichteten und ideal ausgeleuchteten Aquarien auch noch viele andere Tiergattungen. Wieder zuhause stellte ich fest, dass das eingefangene Material zum Teil sehr gut (ca. 18 Minuten) und zum Teil (wegen Reflektionen und anderen Unzulänglichkeiten) unbrauchbar war – aber vor allem, dass der Originalton (schreiende Kinder und schimpfende Eltern) die faszinierenden Bilder nicht eben ideal ergänzte.

Aber: Wer will schon 18 Minuten Aquariumbilder anschauen!?

So wählte ich denn für die Quallen ein klassisches Stück (Dauer 5:25) und für den übrigen Teil ein Stück von Miles Davis (Dauer 5:52). Ich hatte also genügend Material, zwei musikalisch und bildkompositorisch interessante Videos zu machen. Ja, es braucht Zeit, aber die Resultate waren zumindest befriedigend.

Was sich eignet

Eigentlich eignet sich alles, von den Makroaufnahmen aus dem eigenen Garten (Kleinstinsekten und Blütenkelche, Gräser und Wassertropfen) bis hin zum Verkehr (falls Sie in der Innenstadt wohnen). Wichtig ist, dass Sie genügend Material sammeln, mit ähnlicher Beleuchtung, also wenn möglich am gleichen Tag zur gleichen Zeit.

Phantasie gefragt

Das Vorgehen hängt etwas von der Software ab. Importieren Sie das ausgewählte Musikstück und stellen sie sicher, dass es in der richtigen Samplingate (meistens 48 kHz, bei einigen älteren DV-Camcordermodellen 32 kHz) in der Audiospur liegt. Falls Sie können, sichern sie die Audiospur, damit die sich nicht verschieben kann.

Nachdem Sie alles Material so oft gesichtet haben, dass Sie in etwa wissen, wo welche Szenen liegen, beginnen Sie damit, an Stellen der musikalischen Veränderungen Marker zu setzen. Zwischen diese Marker werden nun passende Videoszenen gelegt.

Viele Computerprogramme lassen Zeitveränderungen einzelner Szenen zu (lassen Sie sich nicht von langen Wartezeiten abhalten, Rendern braucht Zeit!). In jedem Fall kann Zeitlupe oder Zeitraffer sehr effektvoll eingesetzt werden, auch wenn es nur ist, eine zu kurze Szene etwas zu verlängern. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf!

Sie werden auch feststellen, dass bei (ruhiger) klassischer Musik kurze Überblendungen wesentlich besser wirken, als schroffe Schnitte, während sich bei einem Jazz- oder Popstück klare Schnitte aufdrängen.

Und was Überblendungseffekte betrifft: Es ist zwar wunderbar, was uns die Computertechnik und die Softwareprogrammierer an Szenenübergängen anbieten - doch vergessen Sie all den Firlefanz und verwenden Sie entweder keinen Effekt (klarer Schnitt), oder wenn schon, dann eine einfache Überblendung, deren Zeitdauer allerdings varieren darf!

Christian Hunziker

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