deagan triple octave chimesExotisch!

Die aussergewöhnlichen Klänge zogen mich an. In der Mitte des Santa Monica Piers sah ich ihn endlich mit seinem aussergewöhnlichen Instrument, hörte ihm fasziniert zu - und wollte dann mehr wissen über das Instrument und den Musiker.

Das Instrument heisst Triple Octave Chimes, ist ein zwei-oktaviges Glockenspiel und wurde von der Firma Deagan 1897 gebaut. Triple Octave heisst das Instrument, weil jede Note in drei Oktaven erklingt (siehe Abbildung). Schüttelt man also ein Resonanz/Schlagholz, erklingt derselbe Ton in drei Oktaven. Das Instrument umfasst 25 Schlaghölzer; sein Tonumfang umfasst also zwei Oktaven. Der Firmengründer, der selber das absolute Musikgehör hatte, war an der Columbia Expo in Chicago 1893 auf das indonesische Original gestossen.

Die Klangkörper des Originalinstruments waren aus Bambus gefertigt. In den Bambusröhren hingen Holzklöppel, die durch Schütteln in Bewegung gesetzt wurden und den xylophon-ähnlichen Klang erzeugten.

Deagan, damals einer der führenden Hersteller von Perkussionsinstrumenten und Entwickler der legendären Vibraharp Lionel Hamptons, wählte metallische Klangkörper und Hartholz-Resonanzkörper, was den hellen, glockigen und weittragenden Klang ergab. Durch die neu entwickelte Aufhängung konnte er auf Klöppel verzichten: Die "Glocken" schlugen an den Enden ihres "Kanals" auf das Holz, die Schwingung wurde dadurch kurz gebremst, wieder neu erzeugt und klang dann aus.

gary gossDer Musiker, der dieses aussergewöhnliche Instrument mit Bravour und Hingabe spielt, heisst Gary Goss und erbte das Instrument von seinem Vater, der es 1939 einem missionierenden Evangelisten abgekauft hatte. Gary erzählte mir, dass insgesamt 450 bis 500 Instrumente gebaut worden seien, jedoch nur ganz wenige bis heute überlebt hätten. Er selber besitzt zwei davon, da die Triple Octave Chimes sein Hobby und seine Leidenschaft geworden sind. Gary ist 65, doch erzählt er mir mit stolz, dass sein Arzt ihm eben die Gesundheit eines 35jährigen attestiert habe. Er schreibt seine Fitness nicht zuletzt seiner Lieblingsbeschäftigung zu, denn das Spielen der Triple Octave Chimes erfordere nicht nur Geschicklichkeit sondern sei eine körperliche Herausforderung.

Nein, den Lebensunterhalt könnte er mit seinem Instrument nicht bestreiten, er gehe einer geordneten Arbeit nach, schon wegen seiner Familie, doch alles was er bei seinen Auftritten verdiene, stecke er in den Unterhalt seiner exotischen Instrumente. Angesprochen auf den Rost in den Klangkörpern meint er, dass dies den Klang nicht beeinträchtige, eine allzu gründliche Reinigung jedoch zu einer Verstimmung führen könnte. Und schliesslich- fügt er schmunzelnd hinzu - sei dies sein "Allwetter-Instrument".

Als er hört, dass ich aus der Schweiz komme, weist er stolz darauf hin, dass seine Vorfahren väterlicherseits als Hugenotten 1809 aus Basel in die USA ausgewandert seien. Er wolle schon lange Nachforschungen anstellen, doch habe er noch keinen Computer und daher keinen Internetzugang, doch das sollte sich nach seiner Pensionierung ändern.

Gary Goss lebt in Fontana, in der Nähe von Los Angeles.

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