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Duet von Apogee

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Statement

Ich bin nicht mehr der Technikfreak, der ich einmal war. Ich muss nicht um jeden Preis immer das neuste haben ... mit anderen Worten: Ich bin wählerischer geworden, überlege mir, ob etwas Neues eine wirkliche Verbesserung bringt, sei es die Bedienung wesentlich vereinfacht oder den Klang hörbar verbessert.
Da neue Gadgets ausschliesslich meiner persönlichen Freude dienen – Musik ist für mich das wichtigste Hobby, also nicht Broterwerb – muss auch die Investition in einem "vernünftigen Verhältnis" zur Verbesserung stehen, was allerdings ein dehnbarer Begriff ist.

Dieser Test ist demnach für Meinesgleichen gedacht.

Evaluation

Mehr und mehr übernimmt der Rechner sämtliche Audiofunktionen, mein externer Gerätepark wird immer kleiner. Bis anhin verwendete ich noch ein Mackie Mischpult wegen der guten Mik-Vorverstärker und der Phantomspeisung, und auch mit den Wandlern in meiner Deltacard von M-Audio war ich zufrieden. Einzige Einschränkung: Die Bedienung ist relativ kompliziert und diese Gerätekombination nicht eben ergonomisch, da gross.

Doch von den diversen Audiointerfaces konnte ich mich für keines begeistern (vergleiche Eingangs-Statement), bis ich im September vom Duet von Apogee las. Da ich 2004 die Firma in Santa Monica besucht, deren Philosophie und letztes Jahr auch das "Ensemble" kennengelernt hatte, weckten die ersten Informationen meine Neugier. Und anscheinend war ich nicht der einzige, denn erst im Dezember lag endlich ein Exemplar neben meiner Mac Tastatur.

Erster Eindruck

Auspacken, CD mit Software einschieben, Mac neu aufstarten, das flache Einknopfgerät via beiliegendem Firewirekabel mit dem Mac verbinden, die aktiven Lautsprecher (ja, es sind immer noch die HR824 von Mackie) an die entsprechenden Ausgänge anschliessen, iTunes starten und meiner Lieblingsmusik frönen – Lautstärkeregelung selbstverständlich mit dem grossen Knopf … alles ein Kinderspiel, perfektes Plug-and-play, ohne jegliche Probleme und ohne grosses Manualstudium.
Langsam kam Begeisterung auf – der erste Eindruck ausgezeichnet.

Beschreibung

Dass Apogee Duet in Zusammenarbeit oder zumindest für Apple konstruierte, sieht man auf den ersten Blick: Schlichte Eleganz, perfektes Layout, weisse Kabel … und höhenmässig auf ein MacBook Pro abgestimmt. Da die Speisung via Firewire-Kabel genügt, ist Duet natürlich für den Feldeinsatz prädestiniert.
Da ich leider nicht über ein MacBook verfüge, kann ich diesen Teil nicht testen, doch scheint mir Duet absolut ideal für solchen Einsatz. Wenn schon etwas genörgelt werden muss: Ich könnte mir vorstellen, dass bei unsorgfältigem Umgang mit dem Kabelbaum (siehe Bild) die doch eher dünnen Kabel bald einmal beschädigt sein könnten. Doch das ist nur eine Vermutung.

Duet ist zwar sehr robust gebaut (25 mm Alugehäuse) und bringt immerhin 418 g auf die Waage (der Kabelbaum alleine wiegt zusätzliche 244 g), doch die geringen Abmessungen von 101 x 160 x 22 mm (ohne Knopf und Füsschen) erlaubten nur gerade den Einbau von drei Anschlüssen: Kopfhörer (6,3 mm Klinke, vorne), Firewire 400 (hinten) und eine I/O Mehrfachbuchse für den Kabelbaum, der aus 2 XLR Buchsen für Mikrofone – Phantomspeisung zuschaltbar! – 2 Klinkenbuchsen (asymmetrisch) für Line/Instrument Eingänge sowie 2 Kinkenbuchsen (asymmetrisch) zum Anschluss von Aktivlautsprechern.

Nörgeln: Natürlich sehen die Klinkenbuchsen im dicken weissen Kunststoffmantel sehr "Apple like" aus, aber praktisch ist diese Designidee nicht. Zwar enthält der Kunststoffmantel das passende Symbol und die Bezeichnung der Buchse (z.B. eine Gitarre und die Bezeichnung "IN-1"), doch bei schlechter Beleuchtung ist dies einfach nicht zu erkennen.

Wunsch: Kennzeichnet die Klinkenbuchsen des Kabelbaums klar und eindeutig, evt. mit Farben oder Formen, der schwarze Clip, der die Outputkabel zusammenhält (die beiden Inputpaare haben einen weissen Clip) ist nicht eindeutig genug und gibt auch keine Information über rechts und links.

Einziges Bedienungselement ist der grosse Drehregler (Datawheel) auf der Oberseite, der auf Druck auch als Umschalter funktioniert. In seinen Grundfunktionen wählt man über den Druckschalter Ein- resp. den Ausgang, kann auf längeren Druck die Ausgänge stummschalten. All diese Funktionen sind intuitiv nutzbar. Drei LEDs zeigen die gewählte Funktion an: In-1, In-2 oder Out. 14 weitere LEDs auf der Oberseite informieren über den In- oder Output Level (je nachdem, was angewählt wurde). Auf der Vorderseite, links neben dem Kopfhörerausgang zeigen 2 LEDs an, ob die Phantomspeisung für die Mikrophone aktiviert ist oder nicht.

Das Duet wurde wirklich benutzerfreundlich, übersichtlich und eben erst noch elegant konstruiert. Das verdient ein erstes dickes Lob!

Software

Die obligatorisch zu installierende Software ist nicht nur ein Treiber, sondern ermöglicht die gesamten Einstellungen, die mit dem einen Knopf nicht vorgenommen werden können, wie das Wähler der Eingangsempfindlichkeit resp. des fixen Line Input, das Aktivieren der Phantomspeisung, was auf Druck stummgeschaltet werden soll u.a.m.
"Maestro" lädt sich automatisch, wenn Duett angeschlossen wird (kann in den Voreinstellungen abgeschaltet werden). Man wird gefragt, ob Duet als Audiointerface gewählt werden soll (im Gegensatz zur internen Soundkarte oder evtl. anderen angeschlossenen Modulen). Gut gelöst ist, dass beim Entfernen der Firewireverbindung Duet automatisch abgemeldet wird und die vorher geltenden Einstellungen inkl. Lautstärke wieder hergestellt werden.

Dank Maestro erscheinen auf dem Bildschirm automatisch halbtransparente Icons, wenn man den Drehregler von Duet betätigt, die bildlich anzeigen, welchen Ein- resp. Ausgang man angewählt hat resp. verändert.

Das GUI von Maestro ist sehr übersichtlich und die wichtigsten Funktionen sind sofort (auch ohne Manual) klar.

Etwas länger benötigte ich, bis ich die Funktion Mixerausgang begriff, da der Text unter "To Hardware" zumindest für mich nicht eben erleuchtend war. Nach einem klärenden Versuchsaufbau, hier die Übersetzung:

To Hardware – This channel provides mixer output level and routing.

When To Hardware is set to Out L-R, the mixer’s output is sent to Duet’s hardware outputs.
Das bedeutet: Die Mixereingänge sowie das Audiosignal vom Mac werden im Mixer geregelt und zu den (geregelten) Ausgängen geführt.
When To Hardware is set to None, the mixer is disabled and the audio application’s output is sent directly to Duet’s hardware outputs.
Heisst: Der Soundoutput der Audiosoftware, z.b. iTunes, wird direkt auf den Duet Ausgang geführt. Die Lautstärkeregelung via Drehregler ist möglich. Maestro und der Maestro Mixer werden hier eigentlich nicht benötigt.

Manual

Der mitgelieferte User's Guide ist zwar auf Englisch, doch erfreulicherweise gedruckt (nicht nur als PDF auf der CD), reich bebildert und klar gegliedert aufgebaut. Dem Quick Start Guide würde ich sogar die Höchstnote zubilligen, wäre da nicht eine Kleinigkeit, die mich masslos irritierte: Unter "Using Duet with Logic Pro" steht klar " 7.2.3 or greater recommended". Doch als ich meinen Logic 7.2.3 startete, war das Apogee Control Panel im Menu zwar vorhanden, jedoch nicht anwählbar. Es ist im Nachhinein zwar logisch, doch suchte ich eine gewisse Zeit verzweifelt nach dem Grund, wieso ich das Apogee Control Panel nicht anwählen konnte: Als Logic 7.2.3 auf den Markt kam, gab es Duet noch nicht. Doch die Maestro Software ist auch für andere Apogee Produkte wie z.B. Ensemble zuständig und erkennt die angeschlossenen Geräte selbständig. Da ich jedoch keine Ensemble angeschlossen hatte ... eigentlich klar, aber ärgerlich, dass es im Manual nicht erwähnt wird. Klar erwähnt wird jedoch, dass Garageband ab 4.0 voll unterstützt wird.


Also Logic User: Das Apogee Control Panel für Duet funktioniert erst ab Logic 8. Bei älteren Versionen muss man auch im Logic (wie in allen anderen CoreAudio kompatiblen Programmen) die Bedienung über die Maestrosoftware vornehmen.
Und noch was: Logic 7 User mit G4 Macs, die ans Upgraden denken: Logic 8 läuft nur auf Top G4 Modellen. Ein mind. 1.5 GHz G4 Prozessor und 2 GB RAM werden gefordert.

Zurück zum Handbuch: Es ist erfreulich, dass sämtliche Informationen zum Duet auf 25 A5 Seiten Platz finden, umso erfreulicher, als dass Duet im Zusammenspiel mit Maestro zu wesentlich mehr fähig ist, als das schlichte Äussere vermuten lässt. Ich will hier nicht auf alle Details eingehen, jedoch noch die MIDI Möglichkeiten erwähnen: Duet kann auch als externer MIDI Controller eingesetzt werden. Bis zu vier verschiedene MIDI Funktionen (Controller) können über den Drehregler verändert werden. Und man kann sogar die Song Position ansteuern.

Klangqualität

Die Apogee Wandler geniessen weltweit einen hervorragenden Ruf. Mangels fehlender Vergleichsmöglichkeiten kann ich mich mit meiner Beurteilung nicht weiter auf die Äste hinauslassen als dass ich klar feststellen kann, dass mich sämtlich Aufnahmen und Wiedergaben voll und ganz überzeugten und dass ich Apogee die Bezeichnung "professional-quality 24-bit/96kHz audio" voll und ganz abnehme - und auch den Mikvorverstärkern kann ich Bestnoten verteilen.

Fazit

Zuerst muss man immer abklären, was man benötigt! Da das Duet im heutigen Zeitpunkt nicht kaskadierbar ist, stehen also höchstens 2 Inputs und 2 Outputs zur Verfügung. Wer mit Surround liebäugelt, muss eine andere Lösung suchen. Doch allen, die ein gut klingendes, einfach zu bedienendes, hervorragend gefertigtes und erst noch gut aussehendes Audiointerface für ihren Mac (mind. G4 1GHz, 1 GB RAM, OS 10.4.10) suchen, kann ich Duet für CHF 795.- wärmstens empfehlen. Sicher gibt es billigere Varianten, doch ob die preisgünstiger sind … bestimmt nicht trendiger!

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