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Tyros 2

Ein Erfahrungsbericht

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Äusseres
Playbacks
Begleitautomatik
Zusammenfassung

Tyros 2 ist schon einige Zeit in aller Munde. Nach der Erstauslieferung ging es dann Schlag auf Schlag. Yamaha organisierte u.a. in der Schweiz und in Deutschland eine ganze Reihe von Vorführungen, die ersten Vorabtests einiger Fachzeitschriften sind bereits erschienen und im Internet wimmelt es von Informationen über die neue Yamaha Wunderwaffe. Ich möchte Yamaha Tyros 2 mit meinem Vorgängerkeyboard Korg PA1x vergleichen und erste Erfahrungen aus dem Bühneneinsatz liefern.

 

Von Tyros 1 zu PA1x Pro, zu Tyros 2

Von meinem Tyros 1 trennte ich mich zugunsten der Korg PA1x. Nach fast 2 Jahren nun wieder die Ablösung. PA1x musste Tyros 2 weichen.  Warum? Nun, da ich als professioneller Musiker im Bereich Keyboards und Musiksoftware arbeite, ist für mich ein Wechsel auf aktuelle Instrumente fast schon ein Muss. Schliesslich muss man ja mitreden können. Auch werde ich mit Tyros 2 das aktuellere und bessere Instrument spielen …

Ob das so ist und wie sich Tyros 2 im Vergleich zur Pa1x schlägt soll mein Erfahrungsbericht klären. Hierbei steht der praktische Einsatz im Fordergrund. Mit Zahlen zu Samplerom, Stimmenzahl, Anzahl der Styles usw. möchte ich mich nicht beschäftigen. Diese Informationen bekommen Sie an jeder Ecke.

 

Äusseres

Einen Pluspunkt erhält Tyros 2 gleich beim ersten Kennenlernen. Er ist um einiges leichter als die PA1x und somit angenehmer zu transportieren.  Ein Grund dafür ist sicherlich die kleinere Tastatur. Die PA1x Pro hat ja immerhin 76 Tasten.

Und da wir gerade bei der Tastatur sind: Die Tasten des Tyros 2 sind um einiges besser als die von Tyros 1. Yamaha hat hier wohl auf die Gebete der Tyros 1-Gemeinde erhört und spendierte Tyros 2 eine professionelle Tastatur. So wie es sich für ein Instrument in dieser Preisklasse gehört.

Dennoch: Ich habe mich an meine ehemaligen 76 Tasten der PA1x so gewöhnt, dass mir nun die Tastatur des Tyros 2 vom Umfang her nicht mehr ausreicht. Aus diesem Grund habe ich Tyros mit einem Korg SP-200 E-Piano kombiniert. Dieses besitzt 88 gewichtete Tasten. Die Sounds des Korg nutze ich aber nicht. Ich setze es lediglich als Masterkeyboard zur Steuerung des Tyros ein. Das hat für mich folgende Vorteile:

  1. Der Klaviersound des Tyros 2, welchen ich in der Regel über das Korg ansteuere, ist von überragender Qualität. Gefällt mir besser als der des Korg.
  2. Ich bin sehr flexibel. Auf die Tastatur des Korg lege ich z.B. ein Piano und die Tastatur von Tyros bietet eine Orgel. Somit habe ich mindestens 2 unterschiedliche Sounds im direkten Zugriff. Würde zwar auch gehen, wenn ich die Tonerzeugung des Korg spielen würde, aber so kann ich durch einen Registrierungswechsel am Tyros gleich beide gewünschten Sounds aufrufen und muss am Korg überhaupt nichts umstellen.
  3. Ich kann ohne Probleme einen Auftritt „nur“ mit Tyros spielen, da er ja eh alles klingende wiedergibt! Dazu habe ich mir einen Satz „Stand-Alone-Registrierungen“ abgespeichert.

 

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Playbacks

Ich habe es schon einige male erwähnt. In den Zeiten, in denen die Besetzungen kleiner geworden sind, ist der Keyboarder auch für die Begleitung verantwortlich und ersetzt Schlagzeug und Bass (Schlagzeuger und Bassisten mögen mir verzeihen). Zum Teil passiert das mit der Begleitautomatik und zum anderen Teil in der Regel mit MIDI-Files. Da ich persönlich schon einige Jahre das Einheits-MIDI-File-Gedudel satt habe, arbeite ich meine Playbacks mit Cubase SX und virtuellen Instrumenten auf und lasse diese dann letztendlich auf der Bühne als Audiofiles ablaufen. Bei der PA1x war hier der optionale MP3-Player mein Werkzeug.

Schon lange vor der Markteinführung von Tyros 2 war allerdings klar, dass dieser keinen MP3-Player haben wird. Für mich zunächst ein Grund, mich nicht mit einem Wechsel von PA1x zu Tyros zu beschäftigen, denn auf meine liebgewordenen Playbacks möchte ich nicht verzichten und anstelle derer wieder MIDI-Files einsetzen.

Dann die Rettung: Yamaha spendierte Tyros 2 einen Harddiskrecorder. Mit diesem kann man sein eigenes Spiel aufnehmen und zwar logischerweise auch mit Gesang, wenn man ein Mikrofon an den Tyros anschliesst. Das funktioniert aber nur dann, wenn man Tyros 2 mit einer optionalen Festplatte ausstattet. Über angeschlossene USB-Festplatten oder Sticks lässt sich kein Harddiskrecording machen.

Für mich ist dieser Harddiskrecorder die Lösung. Neben eigenen Aufnahmen, können auch 16bit /44,1 kHz WAV-Dateien importiert werden (CD-Standard) und auf der Festplatte gespeichert und somit abgespielt werden. Diese WAV-Dateien lassen sich in die Registrierungen des Tyros mit einbeziehen. Wechsle ich also eine Registrierung am Tyros lädt dieser auch gleich das entsprechende Audioplayback. Genial !! Besonders erfreulich für mich: a) 16 Bit /44,1 kHz Playbacks klingen besser als MP3-Dateien. b) Tyros startet sein Playback sofort nach Betätigung der Start-Taste, da es keine Ladezeiten gibt. Sie erinnern sich an meine oft geäusserte Kritik am PA1x MP3-Player? Dieser besitzt eine Startverzögerung von 3 – 5 Sekunden nach Betätigung von Play. Das hat Korg bis hin zur OS Version 2.5 nicht in den Griff bekommen und wird es wohl auch nicht in der Zukunft hinbekommen. Wie ich damals vermutete wohl ein Hardwareproblem, welches mittlerweile totgeschwiegen wird.

 

Begleitautomatik

Tyros 1 besitzt schon eine Begleitautomatik, welche unglaublich professionell klingt. Tyros 2 setzt hier noch einen drauf. Viele der Styles, welche von Tyros 1 übernommen wurden, wurden komplett überarbeitet und mit dem neuen Klangmaterial des Tyros 2 versehen. Weiterhin sind auch eine ganze Menge Styles dazugekommen.

Die Yamaha-Begleitautomatik ist der des PA1x meiner Meinung nach überlegen. Der Hauptgrund ist, dass die Styles einfach gängiger und einsatzfähiger sind. Ein genial programmierter Funky-Jazzy-Sonstwas Style wie er im PA1 zu finden ist, nützt mir im praktischen Einsatz leider nichts, da man damit einfach nichts spielen kann. Damit will ich sagen, dass die Korg PA1x einige herausragende Styles besitzt, aber deren Einsatz sehr beschränkt ist. Korg versucht diesen Nachteil zu ändern, indem mittlerweile sehr viele Styles zum kostenfreien Download üder die PA1x-Seite angeboten werden. Hierunter auch einige Tyros 1-Plagiate. Sind zwar ganz gut, erreichen aber nicht die Qualität des Originals .

Tyros 2 bietet sämtlich wichtige Styles aus allen Bereichen und das in herausragender Qualität. Besser geht’s nicht.

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Registrierungen

Enorm wichtig ist es auf der Bühne, seine Registrierungen schnell und sicher abzurufen. Tyros 2 hat hier das gleiche Konzept wie Tyros 1. Die einzelnen Registrierungen sind in Bänke zu je 8 Registrierungen organisiert! Eine gutes Konzept, mit welchem es sich auf der Bühne arbeiten lässt.

Ein Vorteil zu Tyros 1: Die Namen der einzelnen Registrierungen (welche man schon bei Tyros 1 eingeben konnte) werden nun auch im Display gezeigt. Gut für die Kontrolle auf der Bühne.

Korg geht hier andere Wege und stellt mit dem Songbook Registrierungsspeicher zur Verfügung.  Hier werden alle Registrierungen in Klarschrift in einer Liste gezeigt. Seit OS 2.0 lassen sich diese auch mit der Eingabe einer Nummer aufrufen. Erst ab diesem Zeitpunkt wurde das Songbook auch bühnentauglich, obwohl die Eingabe über das berührungsempfindliche Display des PA1x manchmal etwas problematisch war. Man musste die Zahlen der eingeblendeten numerischen Tastatur schon genau treffen und dann mit Enter bestätigen. Hin und wieder vertippte ich mich und musste die Eingabe wiederholen. Aber im grossen und ganzen ein prima System mit dem Vorteil zum Tyros, dass man auch aus der Liste heraus aufrufen konnte (wie gesagt alphabetisch sortiert).

Mein Vorteil: Stücke, welche ich auswendig spiele, brauche ich nicht in meinem Notenordner heraussuchen, wo auch der Vermerk zur verwendeten Registrierung steht. Bei Tyros 2 muss ich das, da ich mir nicht alle Registrierungsspeicher merken kann.

Nochmals erwähnt: Das beste System zum Abrufen von Registrierungen hatte das Yamaha PSR-9000 und 9000 Pro. Hier konnte man die Registrierungen auch über eine Nummer abrufen und zwar über eine angeschlossene Computertastatur. Yamaha bot dafür den numerischen Teil einer solchen Tastatur an. Die Eingabe klappte dank Computertasten prima und man konnte die nächste Registrierung bereits vorwählen. Im Display wurde diese Anwahl gezeigt und war es dann soweit, musste man nur Enter betätigen und die nächste Registrierung wurde geladen. Ich habe ja immer noch etwas Hoffnung, dass auch Tyros 2 dieses Feature vielleicht durch ein Betriebssystemupdate erhält. USB-Anschlüsse sind schliesslich vorhanden. Momentan kann Tyros 2 aber mit einer Computertastatur nichts anfangen. Beim Anschluss meldet er ein nichtunterstütztes USB-Gerät.

 

Zusammenfassung

Es war nicht anders zu erwarten. Tyros 2 ist ein tolles Instrument. Die Begleitautomatik ist besser als beim Vorgänger, die Superarticulation Voices bieten eine herausragende Qualität, der Harddiskrecorder erlaubt das Abspielen von Audio-Playbacks und die Tastaur bietet nun eine professionelle Qualität. Hier muss ich allerdings sagen, dass mir die 76 Tasten des PA1x Pro fehlen und ich deshalb nun zusätzlich ein Digitalpiano mit mir herumschleppe.

Christian Deinhardt

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