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Atmosphere – Dream Synth Module

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Installation
Aktivierung
Sounds
Fazit
Logic 6 Pro kommt ja schon mit einer stattlichen Zahl von integrierten Instrumenten (wir werden in einem gesonderten Artikel darauf eingehen). Doch ich bin immer daran interessiert, neue Klänge zu finden, die ich nicht oder nur schwerlich meinem alten Synth-Arsenal entlocken kann.

Allerdings versuche ich mich weder in HipHop noch in Dance, komme eindeutig aus der alten Jazzschule und mache auch noch auf "herkömmliche" Weise Musik: Nicht schnippseln, sondern echtzeit einspielen. Auch meditativen Tönen bin ich nicht abgeneigt – und so weckte eine Anzeige mein Interesse: "Atmosphere, the Dream Synth Module". Versprochen werden eine Unzahl sample basierender Klangkombinationen, die vor allem aus der Stimmungsecke (und damit meine ich nicht Humba Tätärä!) stammen, eben Atmosphäre erzeugen. Doch sei Atmosphere nicht nur eine Preset Maschine, sondern lasse auf einfachste Weise kreative Eingriffe in die Klangkonstruktion zu.

Ich war gespannt.

Geliefert

In der Atmosphere Schachtel befinden sich (nebst Werbematerial und Füllstoff) ein 60seitiges englisches Handbuch, in dem auch der wichtige Serial# Sticker eingeklebt ist und sechs (!) randvolle CDs (Mac und Windows kompatibel). Jedem Atmosphere User sei geraten, vor einem Installationsversuch das Handbuch durchzulesen, oder zumindest den Installationsteil zu studieren. Auch muss man sich bewusst sein, dass man in der nächsten Stunde mit Installieren beschäftigt sein wird und danach erst noch via Internet einen zusätzlichen Aktivierungscode anfordern muss, bevor man zum ersten Klangtest schreiten kann (ok, man könnte rund 48 Stunden lang mit dem Ding herumpröbeln). Auch benötigt man rund 4 GB freien Festplattenplatz um alle Samples zu installieren.

Wahrscheinlich aus Kompatibilitätsgründen wird der Dream Synth nicht auf einer DVD ausgeliefert. Deshalb muss zuerst das Installationsprogramm auf die Festplatte kopiert werden, damit alle Daten beim Kopieren der 6 CDs richtig plaziert werden.

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Installation

Sofern der Rechner die Mindestanforderungen erfüllt, kann man sich nun an die Installation wagen, die allerdings im Handbuch ausführlich und verständlich (für Mac und Windows) erklärt wird. Mac OSX User müssen allerdings zuerst ein Hilfsprogramm von der Spectrasonics Homepage runterladen, damit die CDs installiert werden können (was in meinem Handbuch noch unterschlagen wurde).

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Aktivierung

Nachdem alle Daten endlich am richtigen Ort in meinem Mac untergebracht waren, startete ich Logic und aktivierte Atmosphere. Nun öffnete sich ein Fenster mit einer sogenannten Challenge Nummer (von meinen Rechner generiert), die ich mittels Copy/Paste zusammen mit der Seriennummer auf der Spectrasonic Webseite eingeben musste. Gleich darauf erschien daselbst eine Response Nummer, die ich wiederum im immer noch geöffneten Fenster im Logic eingeben musste – und endlich konnte es losgehen.

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VIEL Speicher

Man wird mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass die Spectrasonic PlugIns VIEL Speicher benötigen. Unter 512 MB Totalspeicher im Rechner läuft gar nichts! Ich merkte auch, wie Resourcen fressend Atmosphere ist, da sich mein G4/450MHz erstaunlich viel Zeit nahm, die Klänge bereitzustellen. Fairerweise muss ich erwähnen, dass in der Bedienungsanleitung die empfohlene Mindestanforderung an den Rechner ein 500 mHz Prozessor ist, allerdings wird hier nicht zwischen Wintel und Mac unterschieden.

Wer weitere Details zu den Anforderungen, aber auch über Atmosphere im allgemeinen (auf Englisch!) nachlesen will, kann dies HIER tun.

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Interface und Wartezeit

Die Bedienoberfläche des Atmosphere ist übersichtlich und aufgeräumt. Trotz dem logischen und klar beschrifteten Aufbau gelang es mir als Pröbler das System zum Absturz zu bringen. Hält man sich jedoch an die Informationen aus dem Manual, läuft die Software sehr stabil, wenn auch der Ladevorgang eines neuen Sounds relativ lange dauert. Ich bin mich gewöhnt, auf den schwarzen Kisten von Korg, Roland oder Yamaha (oder diversen anderen) effektiv auf Knopfdruck einen neuen Sound zu hören. Deshalb fiel mir die Ladeverzögerung wohl auf.

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Sounds

Endlich komme ich zum Kern der Sache, denn wenn's gut klingt, nimmt man bestimmt einiges in Kauf. Atmosphere kommt mit einer riesigen Soundauswahl, so dass es schwierig wird, den Klang seiner Vorstellung auf Anhieb zu finden. Bei meinem ersten Durchhören war ich eher enttäuscht, da mir viele der Sounds nicht wirklich "spielbar", also musikalisch einsetzbar schienen. Viel mehr eignen sie sich für Hintergrundgeräusche bei Film/Videoproduktionen.

Eine zweite Session fünf Tage später liess meine Wahl glücklicher ausfallen und ich begann effektiv zu spielen – ein untrügliches Zeichen dafür, dass mich Klänge inspirieren. Nach einiger Zeit wollte ich auch Veränderungen vornehmen, Klänge, die mich faszinierten meinen Vorstellungen anpassen. Hier hatte ich schon wieder etwas mehr Mühe, wahrscheinlich weil ich in solchen Fällen einfach ungeduldig bin. Verglichen mit Hardwaresynths sind die Möglichkeiten der Soundanpassung zwar viel einfacher als in den meisten Fällen, jedoch nicht atemberaubend, zumindest nicht nach einer relativ kurzen Einarbeitsphase.

Wer sich selbst ein Bild über die Sounds machen möchte, kann auf der Spectrasonics Website die Beispiele anhören. Natürlich wurden die Klangbeispiele von Profis erstellt, stellen also sozusagen ein Optimum dar, was man mit Atmosphere erreichen kann.

http://www.spectrasonics.net/instruments/atmosphere/demos.html

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Zwischengedanken

Zuerst muss ich meine allgemeine Position klären: Softwaresynthesizer haben zwar riesige Vorteile, die ich nicht wegdiskutieren möchte, doch ziehe ich aus diversen Gründen (in den meisten Fällen) Hardware Klangmodule vor, da die kaum je Probleme bereiten.
Und wenn man im weiteren bedenkt, dass meine MIDI Module bis zu vier Computergenerationen überlebt haben und immer noch verwendbar sind (MIDI blieb MIDI, Software und Betriebssysteme haben sich völlig verändert), so würde ich bei limitiertem Budget wahrscheinlich eher einen weiteren MIDI Expander (mit all seinen Einschränkungen) anschaffen als einen Softwaresynth, der möglicherweise beim nächsten Computerwechseln nicht mehr einsetzbar ist.

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Fazit

Von den diversen Softwaresynths, die ich bisher in meinem Compi hatte, gefällt mir Atmosphere von den Klängen her gut. Die Fülle der Klänge ist gross, die Variationen reichhaltig (wenn auch nicht überwältigend) und die Eingriffsmöglichkeiten einfach und übersichtlich.

Es gibt jedoch kaum Sounds, die ich mit meinen (alten) Kistchen nicht auch auf irgend eine Weise zusammenbasteln kann, und gerade im Roland D-550 habe ich mir diverse Flächen gebastelt, die einigen Sounds im Dream Synth in nichts nachstehen. Und da Atmosphere doch recht Speicher- und CPU-intensiv ist, kann ich es nur denen empfehlen, die einen wirklich schnellen und RAM beladenen Rechner ihr eigen nennen.

Christian Hunziker

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