Abhörraum Optimierung



Viele Heimstudios werden ja einfach so zusammengestellt: Ohne grosse Vorkenntnisse installiert man - meist den Raumverhältnissen angepasst - Mischpult und Monitorlautsprecher. Und oft kommt die grosse Ernüchterung, wenn man den ersten «geglückten» Mix auf der Stereoanlage im Wohnzimmer oder gar im Auto kontrollhört: Von ausgeglichenem, punchigem Sound keine Spur mehr. Was im neu errichteten Heimstudio super klang, ist nur noch eine wummernde Klangbreimasse.

Erster Gedanke: Es sind die Abhörlautsprecher!

Meistens sucht man ja dort, wo man glaubt, am einfachsten etwas «verbessern» zu können. Wer den selben Mix mit anderen Monitoren versucht, wird sofort eines bessern belehrt: Es ist der Raum! Und dabei hat man doch mit Wolldecken, Eierkartons, Teppichresten und dergleichen den Hall erfolgreich etwas gedämpft.

Rückblende

Ich hatte vor über 20 Jahren, als ich mir mein drittes Kleinstudio baute, schon etwas Erfahrungen gesammelt, doch das war’s dann auch schon. Mit «Trial and Error» hatte ich damals einen Regieraum (klingt grossartiger als er in Wirklichkeit ist!) hingekriegt, in dem ich über die Jahre einige gelungene Produktionen fertigstellte, und mit dem ich auch heute noch klanglich zufrieden bin.

Und damals gab’s eben noch keine bezahlbaren Messmöglichkeiten, die eine Raumoptimierung ermöglicht hätten.

HeuteMarkus Zehner

Deshalb war ich fasziniert, als ich wieder einmal meinen «alten» Workshop Mitstreiter Markus Zehner traf und er mir von seinen aktuellen Tätigkeiten erzählte. Er hat sich unter anderem auf Raumoptimierungen spezialisiert - nicht die eigentlichen Optimierungen, sondern Optimierungsvorschläge, die er durch Messungen im Raum und vor allem den anschliessenden Auswertungen erstellt.

Theorie ist gut, Praxis ist besser - zumindest für mich. Also bat ich Markus Zehner, meinen Musicfarm Regieraum auszumessen und mir anschliessend Tipps für die akustische Optimierung zu geben. Dabei wollte ich ihm natürlich über die Schulter schauen.

Die Messungen

Das Messmikrofon, ein Neutrik NTI MiniSP, war schnell aufgestellt und an meiner Abhörposition installiert. Im Notebook steckt ein VX Pocket Audiointerface von Digigram, das unter anderem über einen hervorragenden Mikrofonvorverstärker verfügt. An dieses wurden auch die Abhörboxen angeschlossen und eingepegelt (Hörschutz ist unabdingbar).

Impulsantwort

Die Impulsantwortmessungen (mittels der deutsche Software Easera) erfolgten jeweils für jeden Kanal separat. Dann wurde das Mik vertikal nach oben und nach unten und anschliessend horizontal nach links und nach rechts verschoben und auch aus diesen Positionen Messungen aufgezeichnet. Danach folgten noch zwei Messungen an Randpositionen des Raumes.

Energie-Zeitkurve (Reflexionen)

Der gesamte Zeitaufwand für die Messungen inkl. Installation bewegte sich in der Region von 60 bis 80 Minuten.

Amplitudenfrequenzgang

Raum visuell festhalten

Nun wird der Raum von allen Seiten fotografiert, damit Markus bei der Auswertung der Messdaten, die nicht unbedingt am selben Tag an Ort und Stelle erfolgt, zusätzliche Anhaltspunkte hat. Ebenfalls hilfreich ist ein Grundrissplan des Raums, sofern vorhanden.

Und falls schon irgendwelche akustische Massnahmen getätigt worden waren (wie dies bei mir der Fall war), sollten diese ebenfalls in die Auswertung einfliessen.

Auswerten

Messen allein hilft nicht weiter, wenn man nicht weiss, was man mit den vielen Diagrammen und Kurven, die man in der Software aufrufen kann, anfangen soll. Je nach Komplexität des Raumes und der akustischen Probleme dauert das Auswerten aller Messungen (inkl. Pegel ausgleichen und Kurven ausmessen) mehrere Stunden. Die Daten geben unter anderem Aufschluss über Frequenzen, Reflexionen und die Nachhallzeit. Die verschiedenen Mik Positionen erlauben ein örtliches Eingrenzen des Reflexionsursprungs.

Für eine erste Grobanalyse des Reflexionsverhaltens rechnet Markus Zehner mit etwa drei Stunden intensiver Computerarbeit.

Besprechen

Ist die Grobanalyse erstellt, geht es darum, einfache Möglichkeiten zur effektiven Korrektur der Probleme aufzuzeigen:

  • Welche überbetonten Frequenzen sollten wo und wie korrigiert werden
  • Können störende Reflexionen durch «ummöblieren» oder möglichst kleine Installationsveränderungen reduziert oder besser eliminiert werden
  • Durch welche Massnahmen lässt sich die Nachhallzeit optimieren

Nach der detaillierten Besprechung ist es dem Studiobetreiber überlassen, die ebenso detaillierten wie konkreten Vorschläge, bei denen Markus immer das Aufwand-Nutzen Verhältnis berücksichtigt, in Eigenregie umsetzen.

Mein Fazit

Natürlich tat es mir gut feststellen zu können, dass ich meinen Regieraum richtig eingeschätzt hatte und dass er zwar nicht 100 % ideal aber doch den Umständen entsprechend sehr gut abschnitt. An die kleineren Probleme hätte ich mich wohl im Laufe der Zeit gewöhnt, resp. mein Gehör hätte sich den «Unebenheiten» angepasst - denn auch im Studio gibt es Erfahrungsboni.

Zum Schluss

Allen, die mit akustischen Problemen in ihrem Regieraum zu kämpfen haben, kann ich eine akustische Raumanalyse durch Markus Zehner nur empfehlen. Sein klares Vorgehen, seine Kompetenz und seine Erfahrung haben mich völlig überzeugt! Und Markus arbeitet in ganz Europa ...

Alle Details sowie die Kontaktmöglichkeit findet Ihr auf www.zehner.ch

Christian Hunziker

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