MP3-Files auf der Bühne

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Das MP3-Audioformat ist schon eine tolle Sache. Es komprimiert Audiodaten je nach Qualitätseinstellung auf ca. 10% der original Dateigrösse. So belegt ein Titel, der im CD-Format beispielsweise eine Grösse von 30 MB besitzt nach der Konvertierung lediglich noch ca. 3 MB und das bei einem kaum hörbaren Qualitätsverlust!

Das hat sich die Unterhaltungsindustrie schon längst zu Nutze gemacht und bietet sogenannte MP3-Player im Walkmanformat an. Immer mehr Musikliebhaber tauschen Ihren portablen CD-Player gegen MP3-Player aus, mit dem grossen Vorteil, dass man nun bis zu 100 Stunden Musik in der Westentasche mit sich führt und die Titel sogar selber zusammenstellen kann.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, so etwas auf der Bühne in Verbindung mit MIDI-Files einzusetzen? Bevor Sie nun matt lächelnd abwinken, lesen Sie doch zunächst einmal weiter!

Musiker oder DJ

Ein Musiker sollte seine Musik selber machen! Dennoch spielen mittlerweile auch professionelle Musiker, welche ihr Handwerk von Grund auf erlernt haben mit Playbacks - in unserem Fall MIDI-Files. Das ist absolut nicht verwerflich, wenn man sich die Mühe macht und nicht nur Disketten schiebt, sondern seinen musikalischen Teil zum Playback beiträgt, indem man gewisse Stimmen eines MIDI Files aus diesem herausnimmt und selber spielt. Auch ich arbeite so. Ich bearbeite mir jedes File für meine Band, welche aus Keyboard, Gitarre und Gesang besteht, indem ich die Files mit einer Sequenzersoftware bearbeite. Melodie wird herausgenommen, Gitarren werden gelöscht und ich selber spiele sehr oft die Klavierstimme und lösche somit auch diese aus dem MIDI File. Weiterhin werden die Files klanglich an mein Keyboard angepasst und unter Umständen sogar im Ablauf umarrangiert. Zu guter Letzt wird dieses Playback dann über den internen Sequenzer im Bühneneinsatz wiedergegeben.

Eine Arbeitsweise, welche ich als Musiker absolut und guten Gewissens vertreten kann und die zudem noch sehr viel Spass macht.

Da meine Playbacks und die vieler anderer sowieso vom Sequenzer kommen, warum dann nicht von einem MP3-Player? Schauen wir uns einmal die Vorteile an.

Der MP3-Player als Sequenzerersatz

Betrachten wir uns einmal die Vorteile des MP3-Players im Vergleich zum Sequenzer.

Kommt Ihre MIDI-File-Playback vom MP3-Player sparen Sie sich zunächst mal Stimmen an Ihrem Keyboard, welches normalerweise das Playback wiedergeben würde. Ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil, da auch ich schon mit meinem Yamaha 9000 Pro an die Grenzen der Stimmenauslastung gestossen bin, obwohl dieses Instrument weit über 100stimmig Polyphon ist.

Wer kein Instrument mit Festplatte oder einen MIDI File-Player mit Festplatte besitzt, muss auf der Bühne ständig Disketten schieben. Dies entfällt beim Einsatz eines MP3-Players.

Die Betriebssicherheit ist wesentlich besser. Denken Sie nur an defekte Disketten oder Festplatten, die Ihren Dienst verweigern.

Einer der grössten Vorteile ist, dass Sie Instrumente aus Ihrem Bühnensetup auswechseln können. Stellen Sie sich vor Sie wechseln Ihr Instrument aus, welches die MIDI-Files bisher spielte. Das ist in der Regel nur mit einem grossen Arbeitsaufwand verbunden. Sämtliche Songs müssen auf das neue Instrument übertragen werden und ggf. neu angepasst werden. Kommen Ihre Playbacks vom MP3-Player, ist ein Instrumentenwechsel mit wesentlich weniger Aufwand verbunden.

Die MIDI-Files lassen sich mit modernen Sequenzern in der Klanqualität wesentlich verbessern. Denken Sie nur an die virtuellen Instrumente welche beispielsweise in Cubase eingebunden werden können. Haben Sie schon einmal eine Orgelspur anstelle des Orgelsound Ihres Tonerzeugers mit der Native Instruments B4 (virtuelle Hammond) abgespielt, oder für die Drums das Steinberg Instrument LM 4 MKII benutzt? Mit Ihrem Keyboard können Sie so abgeänderte Songs nicht benutzen, da hier Audiodaten erzeugt werden. Sie können den Endmix aber als Audiodatei abspeichern und diese als MP3 konvertieren, um sie mit dem Player zu nutzen.

Der MP3-Player

MP3-Player gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Für den professionellen Einsatz auf der Bühne, sollten Sie sich allerdings ein etwas besseres Gerät leisten. Es sollte spezielle Ausgänge haben, damit Sie nicht über den Kopfhörerausgang auf die Anlage müssen, sie Speicherkapazität sollte ausreichend sein und zu guter Letzt sollte er über ein gutes Display und einfache Eingabemöglichkeiten verfügen, um den gewünschten Titel schnell und sicher spielbereit zu haben!

Archos JukeboxEin guter Player für PC- und Mac-Anwender ist beispielsweise die Archos Jukebox, welche in verschiedenen Versionen erhältlich ist. Die Jukebox 1000 / Studio 20 kann ca. 100 Stunden Musik speichern was etwa 1500 Titeln entspricht. Gespeichert wird das auf einer internen Festplatte mit 20 GB Speicherkapazität. Diese Festplatte besitzt hervorragende Sicherheitsvorkehrungen, damit es kein böses Erwachen gibt. Überspielt werden die MP3s mittels USB von Ihrem Mac oder PC. Ein hintergrundbeleuchtetes Display ermöglicht eine schnelle und sichere Auswahl des gewünschten Titels.

Ein weiterer professioneller MP3-Player im Format einer Zigarettenschachtel ist der iPod von Apple für alle Besitzer eines Apple Macintosh mit FireWire-Schnittstelle.

Er bietet Platz ca. 2000 Songs, ermöglicht 10 Stunden Batterielaufzeit und ist mit nur 185 g ein echtes Leichtgewicht. Den iPod gibt es jetzt mit 5GB oder 10GB Festplatte, sodass Sie Ihre umfangreiche Musikbibliothek immer und überall dabei haben können.

Zunächst belassen wir es dabei, diese 2 MP3-Player vorgestellt zu haben. Für die Zukunft planen wir eine kleine Marktübersicht über MP3-Player welche auch bühnentauglich sind.

Christian Deinhardt

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