Technics KN1000 und KN2000 Keyboards

Vorgeschichte

Zwei Probleme belasten mich: Zeitmangel und Faulheit. Daher habe ich mich vor Jahren entschlossen, mir neben meinem Studio noch eine "All in One"-Lösung zuzulegen: Ein Keyboard mit integrierten Lautsprechern.

Mein dringlichster Wunsch war es, bei plötzlicher Musiklust nach einem Einschaltvorgang sofort loslegen zu können, ohne den Computer hochfahren und die Patchbays programmieren zu müssen. Aber auch bei kleinen Gigs sollte das Dingkn1000 eingesetzt werden können: In einer Hand den Softgigbag mit dem Keyboard samt Zubehör, in der anderen den Mikrofonständer - ein Traum für einen Hammondorganisten. Ich machte mich auf die Evaluationssuche.

Das Ergebnis war der Kauf eines Technics KN1000. Dieses im "Workshop" (Musiker Magazin a.D.) besprochene Instrument hat alle Erwartungen und Wünsche erfüllt.

Doch dann haben mir meine Faulheit und die Firma Roland erneut ein Schnippchen geschlagen: General MIDI kam auf. Das KN1000 hatte kein GM, und zum Programmieren eines MIDImappings war ich zu bequem. Ein finanzielles Zwischenhoch ermöglichte es mir, ein KN2000 anzuschaffen. Jetzt hatte ich beide und einen guten Grund, die zwei Modelle zu vergleichen.

Wichtige Zwischenbemerkung

Nach diversen Erfahrungen kam ich zu folgendem Entschluss: Nachdem ich mich einmal zum Kauf entschlossen habe, trenne ich mich nicht mehr vom gewählten Instrument. Ersten erzielt man schon nach kurzer Zeit keinen angemessenen Preis mehr, und zweitens musste ich erfahren, dass man es spätestens eine Woche nach dem Verkauf wieder brauchen könnte. Und das Problem des schwindenden Platzes habe ich inzwischen dank der MusicMill gelöst. (Ende der Zwischenbemerkung)

Der Vergleich

Die groben technischen Unterschiede sind schnell aufgezählt: Das 1000er hat 32 Stimmen, das 2000er 64. Vierzig Klänge (in je drei Varianten) stehen 250 beim grossen Bruder zur kn2000Verfügung.

Bei den Rhythmen sieht's ähnlich aus: 40 mal 3 Figuren gegenüber 200.

Dass der Sequenzer des 2000er 16 Spuren hat, sei erwähnt, ist für mich aber bedeutungslos, da wenn schon Sequenzer, dann gute Computersoftware auf übersichtlichem Bildschirm. Ich habe den KN1000 Sequenzer nie benutzt. Anders sieht die Sache beim 2000er aus: Die Easyrecord Funktion ist so schnell und einfach, dass ich sie ganz gerne für Ideen und plötzliche Musenküsse benütze. (Auch beim Zusammenspiel mit lernenden Musikern ideal: Schnallt der Kumpel den Song nicht, lasse ich beim 2. Versuch den Sequenzer mitlaufen. Ab der dritten Wiederholung spielt der Lehrling gegen oder mit dem KN2000, während ich in Ruhe bei einem Bierchen und meine Nerven schonend seinen Lernprozess abwarte.)

Dass das grössere der beiden Keyboards 18 Watt Verstärkerleistung statt 10 Watt hat, ist für mich ohne Bedeutung. Für die Wohnung langen 10 W allemal, bei einem Gig hängt man sowieso an der PA. Im "Workshop" wurde dem 2000 ein edlerer Klang zugesprochen: Für mich ist der Unterschied minimal.

Persönliche Präferenzen

Auf der Bühne gebe ich dem 1000er eindeutig den Vorzug. Die Sounds und Rhythmen sind wesentlich schneller erreichbar. Die Beschränkung auf "nur" 40 wird durch das "mal drei" mehr als wettgemacht. Ich kann mit einem Knopfdruck Abwechslung reinbringen, ganz spontan. Die grössere Auswahl beim 2000 muss ich mir durch zwei Handgriffe nutzbar machen. Wenn ich beim Kleinen die Klanggruppe richtig treffe, habe ich den gewünschten Sound in einer der drei Variationen, aber zumindest passt er. Beim Grossen tut sich das Riesendisplay auf, das die Sounds teilweise auf zwei Seiten verteilt. Das heisst wiederum, noch eine Taste drücken, jeweils aus 10 Möglichkeiten das Gewünschte suchen, anwählen und … genau hinhören, wo die anderen in der Band mittlerweile sind, soviel Zeit ist vergangen. Natürlich werden die "Programmierer" jetzt aufheulen und auf die tollen Panel-Memoryplätze verweisen. Ich will mich jedoch nicht durch Vorprogrammierung einengen lassen! Ich spiele lieber spontan, je nach Laune.

Einen Nachteil hat das KN1000: Es spricht merklich langsamer an als das andere. Sowohl bei der Akkorderkennung des Begleitautomaten als auch beim Solospiel spüre ich eine eindeutige Verzögerung, die mir jedoch nur im direkten Vergleich so richtig bewusst wird.

Also

Rundherum bin ich mit beiden Geräten sehr zufrieden. Als Organist habe ich mir sogar mal ein MIDI-Basspedal angeschafft, das ich jedoch kaum je mitschleppen mag. Das einzige, was ich als Hammond-Fan echt vermisse, ist ein Live-Zugriegelsystem. Ein solches wäre - neben einem Farbdisplay und anderen Leckerbissen - im KN 5000 integriert … Sobald ich mir ein solches leisten kann, melde ich mich wieder.

Christian Martin

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